Rennradfahren ist ja bekanntlich eine meiner großen Leidenschaften. Das Thema Radfahren und Rennrad bestimmt seit vielen Jahren meinen Alltag und ebenso den meiner Familie. Manchmal auch zu ihrem Leidwesen - wie ich glaube. Aber es gibt nicht viele Dinge in der Welt, die eine Runde mit dem Rennrad toppen können.
Wenn ich mal nicht auf meinem Rad, aktuell ein Canyon Ultimate AL 9.0 (2014), sitze, blättere ich gerne in Fachzeitschriften oder stöbere lange und ausgiebig durch das Internet. Und bei all diesen Tätigkeiten träume ich auch hin und wieder von einem neuen, natürlich noch besseren, Rennrad. Vor allem eins mit neuer und aktueller Technik. Wie zum Beispiel vom Canyon Aeroad CF SLX. In rot (!), cherry-pepper von Canyon genannt.
Dieses Rad steht auf meiner Wunschliste ganz oben, es hat alles, was ich mir von einem Rennrad in Bezug auf Rahmen und Ausstattung wünsche. Und es sieht einfach super schön aus.
Dieses Rad ist für mich der Inbegriff eines sportlichen und dynamischen Rennrads, schließlich kommt es dem (Pro-)Bike des Profiteams, Katusha Alpecin (2018), sehr
nahe. Viele deutsche Jungprofis, wie zum Beispiel Nils Politt, Rick Zabel oder Marcel Kittel sind mit diesem Rad unterwegs. Wenn ich mich da nicht von der Werbung beeinflussen
lasse.
Seit drei Jahren spare ich tatsächlich auf ein neues Fahrrad, jede Woche geht der Betrag, der vor heute genau elf Jahren (Stand am 27.10.2018) für das Rauchen ausgegeben wurde, in das Sparkästchen. So merkt die Haushaltskasse nicht wirklich, daß ich dort etwas abzweige.
Zwischenzeitlich hatte ich auch mein Augenmerk auf ein Fahrrad von Pinarello gelenkt. Allerdings ist das Preis-/Leistungsverhältnis bei dieser Marke ein wenig in Schieflage geraten, oder anders gesagt: mir einfach zu teuer. Traditionsnamen haben ihren Preis, gerechtfertigt oder nicht.
Ausgehend von der Überlegung, dass die Räder von Canyon zwar auch keine Schnäppchen sind, aber dort neben attraktiven Preisen auch die besten Rahmen der Szene mit neuer Technologien geboten werden, habe ich mich für das Canyon Aeroad CF SLX 8.0 Di2 entschieden.
Im Mai und Juli des Jahres 2018 reduziert Canyon anlässlich der großen World-Tour-Rennen das gesamte Angebot. Zu diesem Zeitpunkt juckt hat es mich kurz, bei den Angeboten zuzuschlagen. Aber eigentlich habe ich das Geld für den neuen Renner noch nicht zusammen. Ich hatte mir eigentlich das Canyon Aeroad CF SLX 8.0 ausgesucht, ein Rad mit einer herkömmlichen mechanischen Schaltung. Dafür benötige ich 3499,- Euro.
Im September 2018 bemerke ich eher zufällig, daß Canyon ein Ausverkauf der Räder 2018 betreibt. Alle Räder sind so stark reduziert, dass selbst meine Frau meint, ich solle endlich Nägel mit Köpfen machen.
Also rein ins Auto und 90 Minuten später stehe ich bei Canyon im Showroom, dem Ladenlokal für Käufer. Dort ist der Andrang natürlich entsprechend groß. Ausgestattet mit einem Pager muss ich nochmals 90 Minuten auf einen freien Berater von Canyon warten. Zwei Kaffee später unterschreibe ich nach einer Probefahrt den Kaufvertrag.
Das Rad kann ich allerdings noch nicht mitnehmen. Ein sogenanntes "bike to go" im Versand-Karton will ich nicht
kaufen, sondern ein fertig aufgebautes Rennrad.
Im Oktober 2018 ist es endlich soweit. Ich darf mein Traumrad endlich in Empfang nehmen. Nach vorheriger Terminabsprache fahre ich in Begleitung meiner Frau an einem Dienstag im Oktober 2018 nach Koblenz. Im Showroom steht mein Rad bereits abholbereit im Übergabebereich.
Schnell sind die ersten Fotos von dem jungfräulichen Rad gefertigt, als auch schon eine Mitarbeiterin von Canyon hinzukommt und nach einigen Erläuterungen sowie Montage der mitgebrachten Pedale das Rad in unsere Obhut übergibt.
Nach weiteren Fotos im Außenbereich des Showrooms wird die Fahrt nach Hause angetreten.
Zu Hause wird das Rad erst einmal ausgiebig im Auslieferungszustand dokumentiert. In diesem Zustand werde ich das Rad nie wieder sehen, bzw. sich nie wieder
befinden. Der Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensor sind ebenfalls schnell montiert.
Allerdings beginnt ab jetzt ein kleineres Drama. Um die elektronische Schaltung, die Di2, ausreizen, kontrollieren sowie auf sie aktiv zugreifen und nicht nur benutzen zu können, kaufe ich beim Bike Discount schnell eine sogenannte Wireless-Einheit, (drahtlose Sendereinheit SM-EWW01) die zwischen die bereits installierten Komponenten eingefügt wird. Dies ist eine Arbeit von ca. 5 Minuten. Mein Garmin Edge 810 nimmt nach dem Einschalten sofort Verbindung mit der Di2 auf. Ich kann somit die angewählten Gänge auf dem Display ablesen.
Durch dieses benutzerfreundliche Handling ermutigt, starte ich mit dem Tablet die App eTube-Projekt von Shimano, um die Di2 konfigurieren zu können.
Insbesondere will ich die sogenannte Synchro-Shift-Schaltung nutzen, zu der die Di2 fähig ist. Diese Schaltung wechselt selbstständig beim Kettenblatt-Wechsel auch das entsprechende Ritzel, so dass gefühlt tatsächlich nur ein Gang höher geschaltet wird. Und nicht ein Sprung von drei bis vier Gängen, wie es der Fall, wenn die Kette nur das Kettenblatt wechselt. Die Kontrolle über die Kettenblätter will ich natürlich behalten, d.h. ich bestimme wann das Kettenblatt gewechselt wird.
Nach dem Start der App eTube-Projekt wird die Di2 erkannt und mit dieser Verbindung aufgenommen. Die
Firmware muss aktualisiert wird, damit alle Komponenten softwareseits auf dem gleichen Stand sind. Und dann....?
Während der Aktualisierung der Firmware bricht der Kontakt zwischen Tablet und Di2 ab. Die Aktualisierung wird nicht abgeschlossen und muss wiederholt werden. So weit, so gut.
Der Kontakt zwischen Tablet und Di2 kann allerdings nicht mehr hergestellt werden. Und noch viel schlimmer: die elektronische Schaltung des Aeroads, die Di2, reagiert auf keinen Befehl. Die Steuereinheit der Di2, die sogenannte Junction-Box, kann die Di2 nicht mehr ansteuern.
Ein Anruf bei Canyon ergibt: hier muss ein zertifizierter Shimano-Händler aktiv werden. Ein solcher Händler ist in Besitz eines Diagnosegerätes, mit dessen Hilfe die Di2 wieder zum Leben erweckt werden kann. Über die Seite von Shimano wird der nächstgelegene Händler ausfindig gemacht und sogleich kontaktiert.
Nach Terminierung begebe ich mich am kommenden Tag (soooo spät erst!) zum Shimano-Händler. Nach 30 Minuten erhalte ich die Rückmeldung, daß der Händler mit seinem Können an seine Grenzen gestoßen ist.
Also wieder mit Canyon telefoniert. Nach Vorschlag das Rad nach Canyon einzusenden :O, schlage ich vor, das Rad noch am gleichen Tag vorbei zu bringen, damit ein Techniker das Diagnosegerät von Canyon meiner Di2 auf die Sprünge hilft. Nach kurzer Diskussion verspricht mir der Canyon-Mitarbeiter am Telefon die hauseigene Werkstatt vorab in Kenntnis zu setzen.
Und?
Wieder in Koblenz werde ich tatsächlich in der Werkstatt erwartet, erhalte einen Kaffeegutschein und mein Aeroad verschwindet in der Werkstatt. Um nach 90 Minuten mit funktionierender Di2 tatsächlich wieder mir übergeben zu können. Warum dies der Shimano-Händler nicht schaffte, konnte mir von den Canyon-Technikern niemand erklären.
Ein dickes Lob an Canyon für diesen schnellen, freundlichen und kompetenten Service!!! Ich werde vorerst meine Finger von der Software eTube-Projekt lassen.
Jetzt freue ich mich auf die erste Ausfahrt mit dem Canyon Aeroad CF SLX 8.0 Di2 :-)
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M4rv1n (Dienstag, 02 Juli 2019 11:19)
Hi,
Als jemand der sich momentan nach dem selben Fahrrad umschaut kann ich deinen Blogeintrag wirklich genauestens nachempfinden. Ich freue mich schon riesig auf meinem ersten “modernen” Rennrad zu sitzen aber werde wohl auf den Saison Schlussverkauf warten, so wie du. Verrätst du mir/uns wieviel günstiger das Rad im Endeffekt war als du es dann erworben hast?
viele Grüße,
M4rv1n
Michael S. (Dienstag, 02 Juli 2019 12:32)
Halllo M4rv1n,
das Aeroad mit der Di2 sollte 4599,- Euro kosten, das Sparbuch brachte einen Nachlass von 700,- Euro. Während des Jahres gibt es immer wieder Angebote bei Canyon. Die 2019er Räder haben auf jeden Fall die neue Junktionbox im Lenker verbaut. Das Aufladen des Akkus ist deutlich konfortabler.
Herzliche Grüße
Michael