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Eschborn/Frankfurt 2017

Das traditionsreiche Eintagesrennen hat im Laufe des vergangenen Jahres einen neuen "Look" verpasst bekommen. Losgelöst vom German Cycling Cup wird das Rennen Eschborn-Frankfurt "Rund um den Finanzplatz" nun als World-Tour-Rennen ausgetragen. Für den Radsportfan ein Gewinn, da sich die Dichte der Stars durch die Aufnahme in den Tourkalender deutlich erhöht hat. 

Die Neugestaltung des Rennens hatte zur Folge, dass meine bevorzugte Renndistanz nun auch über den großen Feldberg (855 HM) ging. Ein Blick auf das Streckenprofil ließ mir die Knie weich werden: im Rennen wartete ein permanenter Anstieg von ca. 16 km Länge mit nahezu 550 HM ohne nennenswerte Erholung. Zwischendurch immer wieder 10%-Rampen.

Naja, hoch kommt man irgendwie immer. Fraglich ist nur, welchem Zustand anschließend die Beine haben. Und vor allem wie schnell. Allerdings ist der große Feldberg eine schöne Herausforderung. Entsprechend zuversichtlich fuhr ich somit nach Eschborn. 

Eine Streckenbesichtigung am Vortag des Rennens bestätigte meine Befürchtungen. Die Anfahrt zum großen Feldberg war lang und zum Teil sehr steil. Zum Fürchten. Zumindest für mich.

Die Organisation der Startnummernausgabe und des Rennens finde ich gut gelöst. Alles, von Ausgabe der Startunterlagen bis hin zu den ausgestellten Angeboten im Form des Radsportfestes, ist örtlich zentral gelegen und fußläufig erreichbar. Ein Transfer von Ausrüstungsgegenständen, wie zum Beispiel in Münster, ist nicht erforderlich.

Zum Rennen: wie bereits gesagt war die Herausforderung dieses Rennens für mich der Feldberg.

Das Wetter war nicht wirklich gut vorhergesagt, zumindest sollte es gemäß der Aussichten bis 14:00 h trocken bleiben.

Bis dahin hätte ich die Strecke auf jeden Fall bewältigt.

Bei trockenen und kalten Wetter ging es schließlich an den Start. Vor dem Start entschied ich mich kurzfristig, meine Winterjacke unter dem Stadttrikot Bornheim zu tragen. Gott seid Dank.

Eine kleine Anekdote am Rande: ich wurde tatsächlich von einem Ehepaar zu dem Trikot angesprochen. Sie haben den Werbeaufdruck erkannt und sich heimisch gefühlt: das Ehepaar kam aus Bornheim.

Nach dem Start ging es im Hochgeschwindigkeitstempo nach Frankfurt, durch das Bankenviertel und von dort nach Bad Homburg (v.d.H.). Bei Einfahrt in Bad Homburg hatte ich nach 30 km einen Schnitt von über 41 km/h (!!!) auf dem Tacho. Das dieser Schnitt nicht zu halten war, dachte ich mir schon. In guter Verfassung ging es weiter nach Oberursel. Ab Oberursel dann aber nur noch bergauf. Und wie. Was in Oberursel noch zum Spaß war, änderte sich ab dem "Einstieg" zum Feldberg. Ganze 11,5 km permanenter Anstieg ohne nennenswerte Erholung. Teilweise in 10%-Rampen, vereinzelt auch 15%. Ich habe noch nie jeden Meter runtergezählt. Ich weiß nicht wie andere es schaffen, einen Berg schneell hoch zu fahren. Gefühlt bin ich beim Anstieg vom ganzen Feld mit deutlich höhrerer Geschwindigkeit überholt worden.

Während des Anstiegs setzte der Regen ein. Völlig durchnässt und erschöpft erreichte ich mit explodierenden Beinen den Gipfel, um anschließend bei strömenden Regen an die Abfahrt zu gehen. Es ging steil abwärts, bei Regen ohne wirkliche Bremswirkung mit meinen guten Felgenbremsen an den Cosmic Carbon (ich habe das erste Mal ernsthaft über Scheibenbremsen nachgedacht). Bei 70 km/h und nasser Fahrbahn, schlechter Sicht, hatte ich tatsächlich Angst vor jeder Kurve. Alle Rennfahrer fuhren allerdings sehr diszipliniert und vorsichtig die Abfahrten bis nach Königsstein. Bis dahin war für alle der Renngedanke nur nebensächlich. 

Letztlich kam ich mit einer Zeit von 02:45:46 h als 412. von 1300 ins Ziel. Durchschnitt 29,03 km/h. Zunächst war ich gar nicht zufrieden, anschließend aber doch:

ich gehöre nun zu den Feldbergbezwingern. Darauf bin ich schon ein wenig stolz.

Übrigens: zu den Rennen werde ich regelmäßig von meiner Frau begleitet, meinem größten und treuesten Fan! Viele der Fotos wurden von meiner Frau geschossen.


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