Der Münsterland Giro ist für mich seit dem vergangenen Jahr der letzte Wettkampftermin des Jahres. Dieser "späte" Renntermin im Oktober hat den für mich positiven Nebeneffekt, dass ich mich mehr oder weniger zwinge, die im Sommer erworbene Fitness zu bewahren. Das heißt im Klartext: ich muss regelmäßig und fleißig trainieren. Das macht Spaß, aber ein wenig Druck tut auch ganz gut.
Für mich ist es die zweite Teilnahme beim Giro. Die Strecken des Münsterland Giro sind jedes Jahr andere, die sich erst nach mehreren Jahren wiederholen. Daher sind die Routen 2017 für mich neu.
Ich habe mich für den Münsterland Giro schon frühzeitig angemeldet, für die Kurzstrecke über 65 km. Das Streckenprofil wies allerdings nicht wirklich viel Höhenmeter aus, so dass ich die 65 km bereits bei der Anmeldung für zu kurz hielt. Für mich zumindest.
Anfang September 2017 habe ich die Startzeit des 65-km-Rennens erfahren. Um 08:10 h!!! Diese frühe Startzeit in Verbindung mit den Frühstückszeiten des Hotels schrieen förmlich nach einer Strecke mit späterer Startzeit. Also schwups: Ummeldung auf die 95-km-Strecke. Nun geht es "erst" um 08:50 h los, verschafft mir aber ganze 40 Minuten mehr Frühstückszeit. Und die 95 km im Rennmodus sind eine kleine Herausforderung. So wird der Münsterland Giro 2017 zu einem richtigen Highlight 2017. Ich freue mich jedenfalls auf Münster.
Kurz vor dem Rennen sahen die Wetterprognosen mehr als bescheiden aus. Es schien, als wäre mein Rennsportjahr 2017 von widrigen Bedingungen geprägt: Frankfurt und Hockenheim im strömenden Regen, Köln bei sehr heißen Temperaturen. Aber es blieb trocken und wurde sogar ein recht freundlicher Tag, zumindest in Münster. Im restlichen Nordrhein-Westfalen regnete es stellenweise Hunde und Katzen.
Die 95-km-Strecke führte zum größten Teil durch den Kreis Warendorf. Die Strecke war sehr flach und führte zum größten Teil über Land. Dieses Streckenprofil beinhaltet dennoch eine Schwierigkeit, dazu gleich.
Vom Start an ging es direkt los. Wie bei jedem Rennen suchte jeder Teilnehmer seinen Platz, entweder allein oder mit seiner Gruppe.
Ich startete aus dem Startblock C. Vor mir starteten die Blöcke A und B mit jeweils ca. 400 Teilnehmern in einem Abstand von zwei Minuten.
Ich schob mich nach dem Start um 08:54 h in den vorderen Bereich meines Starterfeldes. So fuhr ich auf den ersten 10-20 km Gruppe um Gruppe nach vorne. Die Strecke führte schnell aus Münster heraus aufs Land. Das Problem beim Überlandfahren ist jedoch, dass man allein kaum in der Lage ist, einer Gruppe davon zu fahren. Das ist zumindest ein sehr kräfteraubender Akt. Allerdings fuhren zu Beginn die einzelnen Fahrerfelder jeweils auf Sichtweite, so dass zu diesem Zeitpunkt ein "Nach-Vorne-Streben" noch möglich war. Dies kostete zwar Kraft, da der Gruppenwechsel teilweise im Sprintmodus durchgeführt werden musste, aber es war wichtig nicht zu früh in einem Fahrerfeld "gefangen" zu sein, weil ein weiteres Vorfahren allein nicht mehr möglich ist.
Nach ca. 10-20 km war dann ein weiteres Nach-Vorne-Kämpfen auch nicht mehr möglich, da noch einige Kilometer vor mir lagen und eine weitere Gruppe nicht in Sichtweite war. Ich hatte die Wahl zwischen einer Totalverausgabung und dem einhergehenden Risiko eines Rennabbruchs oder dem Verweilen in der nun gefundenen Gruppe. Diese war zunächst ca. 20 Sportler groß, wuchs während des Rennens auf ca. 100 Teilnehmer an: ein Peloton ist immer schneller als einzelne Fahrer, d.h. "mein" Peloton sammelte einzelne Fahrer regelrecht auf.
Im Peloton muss man immer ein wenig aufpassen, zum einen auf die Fahrweise einzelner, die sich ein wenig unsicher im Feld bewegen. Zum anderen ist aber viel wichtiger, dass keine "Löcher gefahren" werden. Es gibt immer Situationen, dass ein Teil des Fahrerfeldes sich vom Hauptfeld lösen kann, weil nachfolgende Fahrer nicht aufpassen. Hier besteht die Gefahr, dass der Windschatten davon fährt. Das ist in einem Überlandrennen fatal.
Grundsätzlich hatte ich zu jeder Zeit das Gefühl schneller fahren zu können. Wie viel schneller weiß ich nicht, ich habe es nicht probiert.
So ging es bis 30 km vor dem Ziel durch die münsteraner Landschaft. Einzelne Fahrer wurden bereits unruhig.
20 km vor dem Ziel verstärkte sich die Unruhe deutlich.
10 km vor Ende: viele Fahrer wollten in die erste Reihe, das Peloton wurde schneller. Die höhere Geschwindigkeit hätte ruhig früher gefahren werden können.
5 km vor dem Finish erreichten wir das Stadtgebiet von Münster, die Unruhe war regelrecht greifbar. Ich richte mich selbst nach einem offensichtlich rennerfahrenen Sportler (unteres Bild rechts vorne) aus und blieb an seinem Hinterrad.
1000 m vor dem Ziel fuhr ich im scharfem Tempo (ca. 40 km/h) in der dritten Reihe und wartete auf den Moment explodieren zu können.
500 m vor dem Ziel fuhr ich an, ich fuhr im Windschatten der ersten Reihe, die allerdings noch nicht beschleunigte. Also legte ich 400 m vor dem Ziel alles was ich hatte, in die Pedale. Als dritter des Pelotons, gefühlt auf dem Treppchen, kam ich ins Ziel. Leider war ich mit einem offiziellem Schnitt von 35,87 km/h mit einer Zeit von 02:38:56 h nur auf Platz 556, in meiner Altersklasse auf Platz 157 und damit wieder fett in die Punkte.
Fazit: die Radsportbegeisterung im Münsterland ist definitiv vorhanden. An der Strecke standen an vielen Orten große Mengen an Zuschauer und feuerten die Jedermänner an. Das war schön und hat Spaß gemacht, so dass der Münsterland Giro 2017 in sehr guter Erinnerung bleibt.
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Dein Nachbar :) (Mittwoch, 11 Oktober 2017 21:50)
wieder beim lesen das Gefühl gehabt ein bisschen Live dabei gewesen zu sein ;)
der Autor (Mittwoch, 11 Oktober 2017 23:10)
vielen lieben Dank für die nette Rückmeldung :-)