· 

Rad am Ring 2019

einige Tage vor dem Rennen...

Der Nürburgring ist für mich eine ganz besondere Herausforderung. Die Strecke liegt eingebettet in der wunderschönen und faszierenden Naturlandschaft der Eifel. Allerdings sollte man sich davon aber nicht ablenken lassen. Denn sonst bemerkt der Radfahrer nicht das besondere Profil der Strecke. Dieses offenbart sich auch nicht unbedingt auf dem ersten Blick. Klar, es ist bekannt, dass die Strecke schwer ist. Und vor allem steile Abschnitte hat. Aber der Rundkurs und vor allem das Areal der Rennstrecke wirken eher weitläufig und beiläufig, eben gemütlich und schön.

Von diesem beiläufigen Eindruck habe ich mich vor allem beim diesjährigen Circuit Cycling ablenken lassen. Auch bei meinem ersten Rad am Ring 2018 habe ich mehrfach die Strecke unterschätzt und dies bei der Auswahl der Gänge sofort leidvoll bemerkt. Da hätte ich es bereits wissen müssen.


Kurz um: der Nürburgring ist mehr als nur anspruchsvoll und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Ich beginne, zu dieser Strecke eine besondere Beziehung aufzubauen. Rückblickend war Rad am Ring 2018 mein schwerstes Rennen im Jahr 2018.

Eine Woche vor der Veranstaltung merkte ich auf dem Weg mit dem Rad zur Arbeit, dass sich im Bereich der Leiste eine ungewöhnliche Druckstelle, ähnlich einer Luftblase, befand. Diese drückte sehr unangenehm auf die Nerven und verursachte beim tiefen Luftholen einen Schmerz, der sich im ganzen Beckenbereich ausbreitete.

Ein Besuch beim Arzt ergab, dass hier mutmaßlich gereizte Nerven die Ursache sein könnten. Also, bis zum Rennen war Ruhe angesagt.


einige Minuten vor dem Rennen...

Auch in diesem Jahr war die Organisation der Anfahrt und auf dem Expo-Gelände gut. Der Ring brummte vor lauter Radsportfans. Es war viel los und es gab viel zu sehen. Dieses Jahr wählte ich einen späteren Zeitpunkt zur Anreise als im vergangenem Jahr. Ich war um 09:30 Uhr vor Ort, was für einen Start um 12:34 Uhr völlig ausreichend ist.

Im vergangenen Jahr war ich bereits schwer beeindruckt von der Atmosphäre bei Rad am Ring. So auch in diesem Jahr: es wimmelt und brummt überall, der ganz Ring lässt den Radsport hochleben, der Ring schreit nach Radsport, an jeder Stelle riecht es förmlich danach.


Auf dem Expo-Gelände sind wieder jede Menge interessante Aussteller dabei. Der Radsportler kann sich einkleiden, aus- und aufrüsten, sowie umfangreich versorgen. Es wird mir nicht landweilig und die Zeit bis zum Start vergeht wie im Flug.

einige Sekunde vor dem Rennen...

Endlich ist es soweit, der Startblock wird geöffnet. Erstaunlicherweise gibt es tatsächlich einige, die die Beschilderung ignorieren und tatsächlich mit ihren Rädern einfach die Strecken von bereits im Gang befindlichen Rennen betreten, bzw. befahren. Die Beschilderungen sind eindeutig und auch in ausreichender Menge aufgestellt, dazu kommen noch die freiwilligen Helfer, die ebenfalls mit Hinweisen nicht geizen.

Dann geht es los. Zunächst die Fahrt durchs grandiose Fahrerlager mit all den Teilnehmern des 24h-Stunden-Rennens, anschließend geht es auf die Strecke der Nordschleife. Auf meiner ersten von drei Runden ist viel Verkehr en bloc unterwegs, der gestartete Block fährt zum größten Teil gemeinsam. Umso gefährlicher ist es.

Die ersten 10 km sind sehr rasant. Es geht mit wenigen knackigen Ausnahmen nur bergab. Und wie. Das ist purer Rock'N'Roll auf dem Rad. Das macht Rad am Ring aus. Glatter Asphalt, so breit und schnell wie auf einer Autobahn. Rasante Kurven und kitzelige Kombinationen, die, wenn man sich traut, auch in voller Fahrt genommen werden können. Highspeedlike erreiche ich das Schild, was mich auf den Anstieg zur Hohen Acht hinweist. Ich würde gerne mal den Schnitt der ersten 10 km sehen. 


Nun beginnt das wirklich schwierige und vor allem anstregende "Drittel" einer jeden Runde. Es sind zwar nur 5 km - aber diese 5 km haben es in sich. Es wird sehr steil. Durch das 30 Grad warme Wetter ist es noch einmal so anstrengend. Nach diesem quälendem Anstieg zur Hohen Acht bei bis zu 18% Steigung graut es mir bereits vor der zweiten Runde. Während des Anstiegs (oder war es der zweite Anstieg???) werde ich von einem Fahrerfeld der Spitzenfahrer des 150-km-Rennens überholt (und überrundet). Und vor allem: in was fur einem Tempo, schier unglaublich.

Das letzte Drittel ist ebenfalls anspruchsvoll, aber nicht ganz so schwer wie der Anstieg zur Hohen Acht. In vier knackigen Wellen geht es zur Döttinger Höhe. Diesmal gibt es dort Rückenwind, was die lange Gerade zur Start-/Ziellinie des Nürburgings ein wenig leichter macht, als der Gegenwind im vergangenen Jahr.

Die zweite Runde geht es zwar schneller als in Runde 1 zur Fuchsröhre hinab, dafür aber auch langsamer die 5km lange Steigung zur Hohen Acht hinauf. Irgendwann auf der zweiten Runde merke ich einsetzende Krämpfe, zunächst nur an den geraden Oberschenkelmuskel beider Beine, später auch auf der Rückseite beider Beine.

In diesem Zusammenhang habe ich mal gelesen, dass das Wasser, in dem Gewürzgurken eingelegt sind, Krämpfe in der Muskulatur verhindern soll. Diese Wirkung soll angeblich bis zu 8 Stunden vorhalten. Ich hatte mir bereits abends ein Glas Gewürzgurken in den Kühlschrank gestellt, um dies auszuprobieren. Allerdings leztlich doch vergessen, es zu trinken. Schade. Vielleicht hätte ich mir die Krämpfe sparen können.


Die Fuchsröhre ist der schnellste Streckenabschnitt. Mein Garmin zeigte mir eine Geschwindigkeit von 84,4 km/h an, allerdings die Radarmessung des Sportograf eine Geschwindigkeit von 90,5 km/h. Letzteres wird wohl genauer sein und von mir gerne als meine persönliche Höchtsgeschwindigkeit angenommen.

Beim dritten Aufstieg zu Hohen Acht ging bei mir nichts mehr. Schmerzhafte Krämpfe, die nicht weggingen. Auch ein Magnesium-Shot einige Minuten zuvor brachte mich nicht über den Berg. So blamabel es auch war, ich musste anhalten und mit ein paar Schritten die Krämpfe lösen. Die letzten 10km der Runde waren eine Qual, dennoch habe ich mit einer für mich respektablen Zeit, die sogar vier Minuten unter der des Vorjahres lag, das Rennen "Rad am Ring" beendet. Am Ende hieß es Platz 344 von 713 Plätzen mit einer Zeit von 2:44:41 h, in der Altersklasse Platz 67 von 166.

Positiv kann ich für das 75km-Rennen festhalten, dass es trocken geblieben ist, wenn man ein wenig Niesel bei der "zweiten" Hohen Acht absieht. Bei der Heimfahrt geriet ich in einen Starkregen, bei dem ich die Abfahrten der Nordschleife nicht hätte hinab fahren wollen. Die Teilnehmer des 24h-Rennens taten mir dieses Jahr ein wenig leid, denn es hörte bis zum kommenden Tag nicht mehr auf zu regnen. Aber dafür ist die Eifel bekannt.

Das Rennen über die Nordschleife ist auch in diesem Jahr mein schwerstes Rennen. Und wird es auch bleiben.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0