Zeit für Neues
Dieses Jahr ist es die fünfte Teilnahme bei "Rund um Köln" in Folge. Zeit für ein paar Neuerungen, zumal im November 2018 der Stab an Alexander Donike weitergereicht wurde.
Einige Wochen vor dem angesetzen Termin erreicht mich eine Nachricht, dass in Teilen eine neue Strecke ausgearbeitet wird. Angeblich á la Strada Bianche, einer italinienischen Radsportveraltung im Frühjahr, deren Strecke zu fast einem Viertel über Schotterwege führt. Ohne mich, vor allem ohne mein Aeorad, denke ich. Enttäuschung macht sich breit, sollte diese Information stimmen.
Alles Quatsch sagt der Veranstalter nur wenige Tage später, die Strecke bleibt weiterhin befestigt, allerdings gibt es tatsächlich ein paar Neuerungen. Der Ausrichter will nur die unverfäschten Meinungen der Teilnehmer erfahren. Das geht angeblich nur, wenn eine Ente auf das Wasser gelassen wird.
Zum einen wurde der Startbereich wegen der neuen Streckenführung nach dem Start geändert. Hintergrund wird eine vor Wochen eingerichtete Baustelle auf der Mülheimer Brücke (bisher Bestandteil der Strecke) sein, die nun nicht mehr im Rahmen einer Radsportveranstaltung befahrbar ist. Also geht es nur kurz über das Kölner Rheinufer, unter dem Maritim-Hotel durch und über die Deutzer Brücke ins rechtsrheinische Köln. Von dort über den Auenweg entlang der Messe bis die ursprüngliche Strecke auf der B506 erreicht wird.
Zum anderen führt die Strecke der Jedermänner nach Odenthal in Sichtweite am Alternberger Dom vorbei. Dort wird eine Bergwertung eingerichtet. Im weiteren Verlauf geht es über die Neschener Strasse nach Scheisig nach Neschen, von dort nach Bechen. Ab Bechen wird die Veranstaltung über die bekannte Strecke geführt.
Eine Woche vor dem Rennen erreicht mich eine weitere eMail mit der Bekanntgabe des Startblocks: Startblock A. Wow, ich darf aus Block A starten. Da bin ich aber mal gespannt, wie lange es dauert, bis ich den Anschluss verloren habe.
Die Hitzeschlacht von Köln
Endlich ist es soweit. Die Wetterbedingungen versprechen zu gut zu werden: wolkenloser Himmel bei 30 bis 32 Grad.
Wie immer habe ich am Vortag des Rennens meine Startunterlagen in Empfang genommen und anschließend mit meiner Frau auf dem Harry-Blum-Platz in Köln ein wenig Wettkampfluft geschnuppert.
Einer meiner Jugendfreunde, die auch im Vorjahr beim Rennen gestartet sein, ist in diesem Jahr wieder mit von der Partie. Durch konspiratives und arbeitsteiliges Zusammenarbeiten schummelen wir uns beide in den Startblock A. Bis zum Start schwitzen wir ordentlich und sind bereits warm, als es losgeht.
Neue Streckenführungen im Rennen
Nach dem Start geht es diesmal nur mit angezogenener Handbremse los. Die Strecke ist neu und vor allem eng. Die ortskundigen Fahrer, dazu zähle ich mich auch, haben zwar eine Vorstellung von der Streckenführung. Im Detail kann sie vor dem Rennen nur angeschaut, aber nicht befahren werden, da wir gegen die reguläre Fahrtrichtung fahren. Nach zwei engen Linkskurven sind wir bereits auf der Deutzer Brücke und im rechtsrheinischen Köln. Über den Auenweg fahren wir an der Messe Köln entlang, das Peloton wird durch mehrere Kreisverkehre, die nur links durchfahren werden können, gebremst. Weiterhin gibt es auf der Strecke vom Fahrbahnrand eingezogene Verkehrsinseln, die im normalen Leben der Verkehrsberuhigung dienen, bei dem Rennen aber gefährliche Hindernisse bilden. Über die Danzierstrasse geht es auf den Clevischen Ring und somit auch auf die bekannte und althergebrachte Strecke von Rund um Köln. Die neue Streckenführung im Kölner Stadtgebiet stufe ich als sehr gefährlich ein.
Im bergischen Kreis gibt es ebenfalls eine neue Streckenführung. Ab Odenthal führt die Strecke nun am Altenberger Dom vorbei über bergische Serpentinen hoch nach Neschen. Diese Strecke ist landschaftlich sehr reiz- und anspruchsvoll. Ein klarer Gewinn für die Rundfahrt.
Das Rennen
Ab dem Start versuche ich mich an die führenden Gruppen des Startblocks A heranzuarbeiten und auch den Anschluß zu behalten. Das klappt bis Schildgen ganz gut, zumindest kann ich halbwegs mithalten. Allerdings reißt dann der Kontakt bei der ersten Blase auf dem Asphalt ab (der Anstieg in Schildgen ist sehr moderat, aber doch mehr, als nur eine "Blase", aber für die Cracks eben nicht mehr als ein Hübbelchen) und ich muss meine Gruppe ziehen lassen. Daher bewältige die Abfahrt in Schildgen und die Fahrt nach Odenthal leider alleine. Ab Odenthal folgte der erste Anstieg, den jeder für sich vornimmt und sein eigenes Tempo fährt. Auch im Startblock A!
Über Neschen geht es wieder in einer kleinen aber schnellen Gruppe (aus Startblock A!) nach Bechen, Schanze und hinab zur Eulenburg. Es folgt der Aufstieg am Privathotel Bremer, der mir in diesem Jahr besonders steil vorkommt. Der Garmin zeigt mir immerhin eine 16%ige Steigung in der Spitze an. Es ist aber auch heiß.
Unmittelbar nach dem Privathotel Bremer in GL-Sand folgt eine kurze, aber schnelle Abfahrt. Danach befinde ich mich auf der Anfahrt zum Schloss Bensberg mit dem berüchtigten Kopfsteinpflaster. Der Bereich des Kopfsteinpflasters ist eine Engstelle, in die man gut hineinkommen muss. Diese Engstelle ist in diesem Jahr noch enger, da die Sportler von Fahrzeugen eines großen Sponsors "begleitet", leider aber auch ausgebremst, werden. In meinen Augen völlig sinnfrei und unverständlich. Unmutsäußerungen der Sportler sind trotz der Anfeuerungen vieler Zuschauer deutlich zu hören. Viele der Radfahrer, auch ich, müssen "verkehrsbedingt" bremsen. Und das bei dem nicht leichten Anstieg auf dem Kopfsteinpflaster.
Nach dem wunderbaren Blick auf Schloss Bensberg geht es zurück nach Köln. In mehreren Wellen hinunter zur Rösrather Straße. Durch die Kölner Stadtteile Ostheim, Vingst und Kalk zurück nach Deutz, über die Severinsbrücke ans linksrheinische Rheinufer und mit fast 50 Sachen über die Ziellinie.
Rund um Köln war insgesamt wieder ein tolles Radrennen bei heißen 30 Grad. Mir war es ein bisschen zu warm. Aber etwas ganz Besonderes ist die tolle und lautstarke Unterstützung der vielen vielen Zuschauer. Hunderte und aberhunderte sportbegeisteter Zuschauer, die die Radfahrer anfeuern und zur Höchstleistung antreiben. In manchen Orten im Bergischen scheint das ganze Dorf auf den Beinen zu sein. Radsportbegeisterung pur. Das macht Rund um Köln so besonders.
Ich habe in diesem Jahr 2019 ca. 06:30 Minuten länger gebraucht. Dies war den heißen Temperaturen und dem neuen (durch Verschwenkungen und Kreisverkehre langsameren) Streckenverlauf im Stadtgebiet Köln geschuldet. Dennoch habe ich mich insgesamt um 120 Plätze in der Gesamtwertung, um 30 Plätze in der Altersklasse verbessert. Das ist schon kurios.
So bin ich mit meiner offiziellen Zeit von 01:55:26 h zufrieden.
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